Das Alte Testament lesen durch das Neue Testament

Adrian Ebens

Der Gedanke, dass Gott tatsächlich Seine eigenen Gebote hält und niemanden tötet, wie es in den Geboten steht, wirft, obwohl es extrem logisch ist, etliche Probleme für den Leser der Bibel auf. Die Menschen behandeln viele der Geschichten des Alten Testamentes so, als ob sie sich dem Gesetz Gottes nähern ohne den Gnadenstuhl. Man bezieht sich auf einfache Aussagen wie diese:

 

Und der HERR sprach: Ich will den Menschen, den ich erschaffen habe, vom Erdboden vertilgen, vom Menschen an bis auf das Vieh und bis auf das Gewürm und bis auf die Vögel des Himmels; denn es reut mich, daß ich sie gemacht habe! 1.Mose 6,7

 

Und es begab sich zu Mitternacht, da schlug der HERR alle Erstgeburt in Ägypten, von dem ersten Sohne des Pharao, der auf dem Throne saß, bis auf den ersten Sohn der Gefangenen, die in dem Gefängnisse waren, auch alle Erstgeburt des Viehes. 2.Mose 12,29

 

Aber das Volk beklagte sich arg vor den Ohren des HERRN. Als der HERR das hörte, entbrannte sein Zorn, und das Feuer des HERRN brannte unter ihnen und verzehrte das Ende des Lagers. 4.Mose 11,1

 

Und er sprach zu ihnen: So spricht der HERR, der Gott Israels: Gürte jeder sein Schwert an seine Lenden und gehet hin und her, von einem Tor zum andern im Lager, und erwürge ein jeder seinen Bruder, seinen Freund und seinen Nächsten! 2.Mose 32,27

 

Sehet nun, daß Ich, Ich allein es bin und kein Gott neben mir ist. Ich kann töten und lebendig machen, ich kann zerschlagen und kann heilen, und niemand kann aus meiner Hand erretten! 5.Mose 32,39

 

Und der Engel des HERRN ging aus und erschlug in dem Lager der Assyrer 185, 000 Mann. Und als sie am Morgen früh aufstanden, siehe, da waren diese alle Leichen! Jesaja 37,36

 

Diejenigen, die beanspruchen, die dritte Engelsbotschaft zu verkündigen, sollen die Bibel studieren nach dem selben Plan, den auch William Miller benutzte. Dies bedeutet, alles zusammenzutragen, was die Bibel zu sagen hat über ein bestimmtes Thema, und der Wahrheit zu folgen, die alle Passagen miteinander in Harmonie bringt.

 

Was machen wir dann mit diesen deutlichen Aussagen:

 

Denn des Menschen Sohn ist nicht gekommen, der Menschen Seelen zu verderben, sondern zu erretten. Lukas 9,56

 

Spricht Jesus zu ihm: So lange Zeit bin ich bei euch, und du kennst mich noch nicht? Philippus, wer mich gesehen hat, der hat den Vater gesehen! Wie kannst du sagen: Zeige uns den Vater? Johannes 14,9

 

Ich aber sage euch: Liebet eure Feinde, segnet, die euch fluchen, tut wohl denen, die euch hassen, und bittet für die, so euch beleidigen und verfolgen; Matthäus 5,44

 

Denn dazu seid ihr berufen, weil auch Christus für euch gelitten und euch ein Vorbild hinterlassen hat, daß ihr seinen Fußstapfen nachfolget. "Er hat keine Sünde getan, es ist auch kein Betrug in seinem Munde erfunden worden"; er schalt nicht, da er gescholten ward, er drohte nicht, da er litt, sondern übergab es dem, der gerecht richtet; 1.Petrus 2,21-22

 

Es ist offensichtlich, dass, als Jesus auf der Erde war, Er niemals jemanden umgebracht hat. Er offenbarte das Gesetz vollkommen in allen Handlungen und Lehren Seines Lebens hier auf der Erde. Das Leben von Jesus auf der Erde ist eine sehr deutliche Aussage über den Charakter Gottes.

 

Beachte, was Jesus sagte:

 

Ich habe dich verherrlicht auf Erden, indem ich das Werk vollendet habe, das du mir gegeben hast, daß ich es tun solle. Johannes 17,4

 

Ich habe deinen Namen den Menschen geoffenbart, die du mir aus der Welt gegeben hast; sie waren dein, und du hast sie mir gegeben, und sie haben dein Wort bewahrt. Johannes 17,6

 

Der Name Gottes ist Sein Charakter. Die Herrlichkeit Gottes ist demnach Sein Charakter, wie es ausgedrückt wird in Jeremia 9,24:

 

Sondern wer sich rühmen will, der rühme sich dessen, daß er Einsicht habe und mich erkenne, daß ich der HERR bin, der Barmherzigkeit, Recht und Gerechtigkeit übt auf Erden! Denn an solchem habe ich Wohlgefallen, spricht der HERR.

 

Jesus offenbarte den Charakter Seines Vaters, während Er hier auf Erden war. Das wird deutlich ausgesagt in Johannes 17,4.6

 

Christus blickte Seine Jünger voll göttlicher Liebe und zärtlicher Hingabe an und sagte: „Nun ist des Menschen Sohn verherrlicht, und Gott ist verherrlicht in ihm.“ Johannes 13,31. Judas hatte den Raum verlassen und der Herr war mit den Elfen allein. Er war im Begriff, über die herannahende Trennung von ihnen zu sprechen, zeigte ihnen aber vorher noch einmal das große Ziel Seiner Sendung, das Ihm stets vor Augen stand. Er freute sich, daß durch Seine Erniedrigung und durch Sein Leiden der Name des Vaters verherrlicht würde, und darauf richtete Er vorrangig auch die Gedanken seiner Jünger. {LJ 661.1}

 

Christus verherrlichte den Charakter Gottes, indem Er Ihm das Lob zuteil werden ließ und Ihm die Ehre gab. Dies war die gesamte Zielsetzung Seiner Mission auf der Erde - den Menschen wieder richtig zu stellen durch eine Offenbarung von Gott. In Christus wurde die väterliche Güte und die unvergleichliche Vollkommenheit des Vater vor den Menschen anschaulich gemacht. In Seinem Gebet vor der Kreuzigung erklärte Er: "Ich habe Deinen Namen den Menschen geoffenbart", "Ich habe Dich verherrlicht auf Erden, indem ich das Werk vollendet habe, das Du mir gegeben hast, daß ich es tun solle." Als das Ziel Seiner Mission erreicht war - die Offenbarung von Gott an die Welt - verkündete der Sohn, dass Sein Werk vollbracht worden war, und dass der Charakter des Vaters vor den Menschen manifestiert worden war. {ST January 20, 1890, par. 9}

 

Wenn man das Leben von Jesus anschaut, kann man dazu gebracht werden, auszurufen, dass dieses Bild ja ganz anders ist als das Bild von Gott im Alten Testament. Aber der Apostel Johannes versichert uns, dass dies nicht der Fall ist:

 

Geliebte, ich schreibe euch nicht ein neues Gebot, sondern ein altes Gebot, das ihr von Anfang an hattet; das alte Gebot ist das Wort, das ihr von Anfang an gehört habt. Und doch schreibe ich euch ein neues Gebot, was wahr ist in Ihm und in euch; denn die Finsternis vergeht, und das wahre Licht scheint schon. 1.Johannes 2,7.8

 

Das Bild Gottes im Alten Testament ist Teil des Alten Gebotes, das von Anfang an war und sich nicht verändert. Zur gleichen Zeit sagt uns Johannes, das Er uns doch ein neues Gebot schreibt, das wahr ist in der Offenbarung von Jesus Christus, und das die Finsternis dazu bringt, dass sie vergeht in Bezug auf den Charakter Gottes. Widerspricht sich Johannes selbst, indem er sagt, dass das Gebot nicht neu ist und zur gleichen Zeit sagt, es ist neu, in dem er das gleiche griechische Wort benutzt? Ganz und gar nicht. Er sagt, dass das Leben von Christus, das auf der Erde offenbart wurde, die Schriften des Alten Testamentes erleuchtet und uns ermöglicht, sie eindeutig zu lesen.

 

Dem aber, der euch stärken kann laut meines Evangeliums und der Predigt von Jesus Christus, gemäß der Offenbarung des Geheimnisses, das von ewigen Zeiten her verschwiegen gewesen, jetzt aber geoffenbart und durch prophetische Schriften auf Befehl des ewigen Gottes kundgetan worden ist, zum Gehorsam des Glaubens, für alle Völker, Römer 16,25.26

 

Die Verkündigung von Jesus Christus ist die Verkündigung des Vaters, weil Jesus sagte: Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen. Diese Offenbarung des Geheimnisses in der Verkündigung von Christus manifestiert den Charakter des Vaters in Übereinstimmung mit den Schriften und Propheten des Alten Testamentes. Das Leben von Jesus eröffnet uns die Schätze des Alten Testamentes. Im Angesicht Jesu Christi gibt uns das Alte Testament seine Schätze noch völliger frei.

 

Wie Jesus der Weg zum Vater ist, so ist das Neue Testament der Weg zum Alten. Diesen entscheidenden Punkt sollten wir beachten.

 

Die Erkenntnis, wie treffend der Christus des Evangeliums bereits auf den Seiten der alttestamentlichen Schriften dargestellt ist und wie klar das Neue Testament das Alte auslegt, wird ihre schlummernden geistlichen Fähigkeiten wecken, und sie werden Christus als den Heiland der Welt begreifen. (Wirken der Apostel 377)

 

Wenn wir von unserem Stand in der Geschichte versuchen, das Alte Testament zu lesen außerhalb der Offenbarung des Neuen Testaments, dann versuchen wir, uns dem Vater zu nähern außerhalb von Christus. Das wird zum Tode führen. Das Neue Testament gibt uns die Klarheit, in das Alte Testament zu schauen, genau wie der Gnadenstuhl uns den Schutz gibt, wenn wir uns dem Gesetz Gottes nähern.

 

Genauso wie der Versuch, den Vater und den Sohn zu dem ein und demselben Gott zu machen, die Individualität und Persönlichkeit von beiden zerstört, so zerstört der Versuch, das Alte und das Neue Testament zu vermengen zu einer gleichen Einheit, das göttliche Muster der Bibel und führt zum Tode.

 

Diejenige, die im Alten Testament lebten, hatten die Fähigkeit, Christus zu kennen, wie Er offenbart wurde in der jüdischen Gesellschaft, doch blieb der Charakter des Vaters des meisten Menschen verborgen, weil sie die Bedeutung der verwendeten Symbole nicht verstanden.

 

Niemand kann das Gesetz Gottes richtig darstellen ohne das Evangelium, und wiederum nicht das Evangelium ohne das Gesetz. Das Gesetz ist das verkörperte Evangelium und das Evangelium ist das entfaltete Gesetz. Das Gesetz ist die Wurzel, das Evangelium ist die wohlriechende Blüte und Frucht, die es trägt. {CGl 126.2}

 

Das Neue Testament bringt keine neue Religion und das Alte Testament ist keine alte Religion, die von einer neuen abgelöst wurde. Das Neue Testament ist nur der Fortschritt und die Entfaltung des Alten.  {CS 57.2}

 

Dieser Fortschritt und die Entfaltung des Alten Testaments gibt uns den Schlüssel, um das Alte Testament korrekt zu lesen und den Charakter des Vater zu kennen. Wenn du versuchst, das Alte Testament zu erklären ohne das Evangelium, kann es nicht richtig dargestellt werden.

 

Diejenigen, die die, wie sie glauben, klaren Aussagen des Alten Testamentes lesen außerhalb der Offenbarung und des Lebens von Christus ignorieren die Erleuchtung, die das Neue Testament über diese Geschichten gibt. Sie lesen Mose mit einer Decke vor ihren Augen, weil sie es nicht lesen in dem Licht der Herrlichkeit von Jesus Christus und Seinem Evangelium.

 

Wirst du das Alte Testament durch die Vermittlung des Neuen lesen, oder wirst du es direkt lesen ohne eine solche Vermittlung und versuchen, eine Wahrnehmung des Alten auf das Neue zu legen?

 

Viele Antworten zu den Texten aus dem Alten Testament, die oben in diesem Artikel aufgeführt sind, werden in den verschiedenen Broschüren angesprochen, die weiter unten aufgelistet sind. Ich bete, dass du die Bibel lesen wirst im Angesicht Jesu Christi und im vollen Licht der Wahrheit, damit eine vollkommene Harmonie bestehen kann zwischen dem Alten und dem Neuen Testament.